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Als "Marathon-Model" beim 3-Länder-Marathon
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Rennschnecke



Anmeldedatum: 09.10.2007
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 04.10.2010, 19:03    Titel: Als "Marathon-Model" beim 3-Länder-Marathon Antworten mit Zitat

Als "Marathon-Model" beim 3-Länder-Marathon

Nach dem erfolgreichen Marathon beim Swiss-Alpine in Davos waren für 2010 keine weiteren Aktivitäten geplant, aber als ich dann Anfang September von einem Hüft-Schleimbeutelgeplagten Läufer für die Hälfte der Startgebühren die Nummer übernehmen konnte, freute sich mein Schwabenherz und ich griff zu. Am 9. September war alles klar und ich konnte mich selbst online ummelden, ein toller Service, ganz unproblematisch. Natürlich war die Trainingszeit bis zum Starttermin äußerst gering für eine anständige Vorbereitung, ich hab noch schnell 4 lange Läufe gemacht und das war's dann auch, mehr Training gab's nicht.

Am 21. September kam dann mit dem Newsletter ein Aufruf „Marathon-Model gesucht“
Ich, gar nicht bange und immer Blödsinn im Sinn – wer denkt denn auch, daß er bei sowas angenommen wird – innerhalb von 3 Minuten eine e-mail in den PC gehackt, auf „senden“ gedrückt und nicht mehr drangedacht:
Hallo Bodensee-Marathon-Team,
hiermit bewerbe ich mich um den Posten als "Marathon-Model".
Leider habe ich keine Model-Figur und meine Altersklasse ist bei Hugh Hefner auch nicht mehr vertreten, ich werde mit Sicherheit auch nichts gewinnen, aber vielleicht kann ich das "Heer der Namenlosen", die nur mit ihrem eigenen Schweinehund -und vielleicht auch der Stoppuhr - kämpfen, repräsentieren.


Gleich am Abend kam dann eine mail mit der Bitte um Lauffotos, ich hab 2 schöne Fotos und 1 „realistisches“ vom Juli 2010 mit rotem Kopf und zerzausten Haaren hingeschickt mit dem Zusatz „so sehe ich halt aus, wenn ich mich im Hochsommer quäle“.

Schon am 23. September kam dann der Schreck in der Mittagsstunde, denn die zuständige Redakteurin schrieb mir:

Sehr geehrte Frau Rennschnecke,
es freut uns sehr, dass sie Interesse an unserer DVD Produktion haben. 
Wir möchten mit unserem Film genau das wiedergeben, was sie bei ihrer Bewerbung geschrieben haben.
Der Marathon ist für jedermann egal ob Alt oder Jung, Profisportler oder Hobbysportler.


Es gab dann einige Vorgespräche, wie lange läufst du schon, wieviel Marathon-Läufe bisher, Bestzeit, Lauf-Traumorte für die Zukunft, welche Zeit für den aktuellen Lauf anvisiert.....usw. Bei der Bestzeit mußte ich natürlich meine 4:00:05 aus 2007 angeben und daß ich seither immer wieder diese Marke verfehlt hatte, ein paarmal gab's Krämpfe unterwegs, in Regensburg und Berlin war's zu heiß, manchmal war das Streckenprofil zu wellig, letztes Jahr in Frankfurt traten ab km 38 plötzlich Darmbeschwerden auf, die mich zu einem langsameren Tempo nötigten, kurzum, die 4-Stunden-Marke habe ich bisher nicht erreicht und werde ich wohl in meinem Läuferleben auch nicht mehr knacken, inzwischen muß ich froh sein, daß ich meine bisherigen Zeiten einigermaßen halten kann – nächstes Jahr laufe ich in der AW55, da haue ich sicher keine Bestzeiten mehr raus.

Da ich aber den 4-Stunden-Pacer vom 3-Länder-Marathon kenne, wollte ich mich seiner Gruppe anschließen und so lange wie eben möglich bei ihm bleiben. “rob” ist ein erfahrerer Pacer, Triathlet, schon zum 3. Mal am Bodensee dabei und hat seine Schäfchen bisher immer in einer Punktlandung ins Ziel gebracht.

Kurz vor dem Renntag gingen noch einige mails hin-und her, geplant war, daß mich am Sonntag eine Kamera ab morgens um 10 Uhr bei der Kleiderbeutelabgabe begleitet, bei den Startvorbereitungen (vielleicht beim Dixi-Anstehen), beim Start, unterwegs wird ab und zu ein Motorrad neben mir herfahren wie damals Rubenbauer in Berlin, bei den Verpflegungsstellen kurze Gespräche unterwegs, dann der Zieleinlauf, nach dem Ziel die Medaille usw... und später dann noch ein Besuch bei mir zuhause mit dem Rückblick auf das Laufwochenende.

Inzwischen war natürlich der Lauf in den Hintergrund gerückt, ich machte mir weniger Gedanken um das Renngeschehen oder gar um irgendwelche Bestzeiten als darum, ob ich nicht ab km 30, wenn das Hirn ausschaltet, irgendwelchen Sch......schwatze, aber das könnte ja gottseidank hinterher rausgeschnitten werden. Oder vielleicht muß ich auch synchronisiert werden, und wenn's ganz schlimm mit dem Schwäbisch werden sollte , könnte man ja immer noch Untertitel einblenden wie bei „Bauer sucht Frau“. Zu allem Unglück hatte sich auch noch ein kleiner Stress-Herpes an der Oberlippe angekündigt – einmal im Leben Model und dann sowas Rolling Eyes

Am Samstag begann mein Marathonwochenende mit der Anreise und dem Besuch auf der Messe, um die Mittagszeit alles noch ohne Wartezeiten und ich konnte beim offiziellen Laufhemdkauf sogar anprobieren. Leider war meine gewünschte Größe schon ausverkauft, hab jetzt halt ein Männerhemd genommen. Bei der obligatorischen Fettmessung, die ich auf jeder Marathon-Messe machen lasse, hat mir der junge Mann mit Lockenschopf empfohlen, doch mit dem Ausdauertraining zu beginnen. Shocked (Nur zur Info: ich bin gestern meinen 18. Marathon gelaufen).

Auch am Sonntagmorgen begann alles ganz entspannt. Das Kamerateam und wir haben uns an meinem LKW getroffen, uns bekannt gemacht, ich bekam einige Instruktionen wie z.B. “sprich in ganzen Sätzen, nicht nur Ja oder Nein”, ich habe ihnen mein gelbes Käppi mit dem ForumTeam-Logo gezeigt, das ich aufsetzen wollte und sie waren froh drum, da war der Wiedererkennungswert unterwegs viel größer als bei den weißen Mützen, die die meisten Läufer aufgesetzt hatten. Danach wurde die Kleiderbeutelabgabe aufgenommen und dann trennten sich unsere Wege auch schon wieder, ich wollte mich am Dixi anstellen.

Inzwischen hatte ich bereits alle Überklamotten abgeworfen, es war schon ziemlich warm und als ich mich dann in meinen Startblock begab, haben sich die meisten Läufer schon die Unterhemden ausgezogen und den Angehörigen über die Absperrgitter zugeworfen. Ich hab mich dann zu “rob” gesellt, der mit seinem Flügel weithin sichtbar war und der mir in der Wartezeit seine Haltekonstruktion gezeigt hat. Seit sich in früheren Jahren die Ballons schon vor dem Start verabschiedet hatten und geplatzt waren, wird seit letztem Jahr am Bodensee nicht mehr mit Ballons gepaced, sondern mit großen, weithin sichtbaren Pacemaker-Fahnen, damit sehen sie aus wie einflüglige Schmetterlinge, sicher für die Pacer nicht ganz einfach, mit den Dingern zu laufen.

Nach einigen Grußworten, u.a. auch vom Bürgermeister der Stadt Sparta, ging es dann endlich los, an die Startmusik hab ich jetzt keine Erinnerung mehr, und nach kurzem Stopp-and-Go waren wir schon auf der Strecke. Start war um 11.11 Uhr, die Sonne schien und die Cafes an der Promenade waren gut besetzt.

Auf den ersten Kilometern durch die Stadt, über die Seebrücke und dann Richtung Bregenz war die Strecke genau so voll wie in den letzten Jahren, ich war durch meine Getränkeflasche aber unabhängig von den Verpflegungsstellen, hab mir jedoch dort, wo ich gut rankam, immer einen Becher Wasser gegriffen und Gesicht und Arme gekühlt. Ich hab von Anfang an Schatten gesucht und bin, wo immer es ging, unter den Bäumen gelaufen, aber es gab auch wieder viel zu warm angezogene Teilnehmer. Manche sind ja auch nur den Viertelmarathon gelaufen, aber in unserer Gruppe war Nina, die ihren ersten Marathon lief, sie ist mir aufgefallen, weil sie mit einer langen Trainingshose angezogen war, keine Laufhose, eine richtige Hose mit Schlag für's Fitness-Studio. (Ich hab abends in der Ergebnisliste geschaut, sie ist gottseidank angekommen.)

Wie immer in einer großen Läuferschar mußte ich aufpassen, daß ich nicht die Ellenbogen der vorauslaufenden Männer - es sind immer nur Männer, Frauen schlenkern nicht so weit ausholend - ins Gesicht bekam, bei einer Person über 1,80 sind die weit nach hinten ragenden Ellenbogen eine Gefahr für meine Zähne. Kleine Leute leben gefährlich.

“rob” ist genau nach seiner Zeittabelle gelaufen, hat für langsamere Läufer seine Gruppe angekündigt und uns auch vor jedem Hindernis durch lautes Zurufen gewarnt – Achtung, Auto rechts - vorbildlich.

Inzwischen war mein Mann mit dem Zug von Lindau nach Bregenz gefahren, kostenlos an diesem Tag auch für die Angehörigen durch den Verkehrsverbund der 3 Länder. Er hat mich auf der Promenade in Bregenz fotografiert, natürlich wieder erwischt im angeregten Gespräch mit Erich, einem Halbmarathoni. Erich läuft mit erhobenem Zeigefinger, keine Ahnung, worüber wir uns da unterhalten haben, auf jeden Fall hat er ein gutes Rennen gemacht, er ist in 1:59,55 ins Ziel gekommen, eine Punktlandung!!!!!

Vor der Seebühne tobte der Bär, hinter den Absperrgittern Zuschauer in mehreren Reihen, da fiel es schwer, sich auf den engeren Korridor in der Seebühne zu konzentrieren. Leider sind mir dadurch die 2 Füße auf der Bühne entgangen. Ich habe sie nicht gesehen, entweder waren sie noch da und ich hab sie übersehen oder sie sind schon abgebaut und vielleicht verkauft an einen Marathonveranstalter, wäre ein klasse Hingucker in jedem Zieleinlauf, diese blauen Füße. Marathonläufer haben gottseidank nur blaue Zehennägel.
Jeder Marathonläufer, der schon mal in Frankfurt gelaufen ist, wird den riesigen Hammermann vor den Messehallen nie vergessen, genauso wäre es mit den blauen Füßen aus dem Aida-Bühnenbild.

Im Park in Bregenz traf ich dann zum ersten Mal bewußt auf den Kameramann, der versucht hat, ein kurzes Stück neben mir herzulaufen und fragte, wie geht's , wie läufts, ich war guter Dinge und sagte nur, noch sehr gut, es sind ja erst 10 km, komm in 20 km noch mal vorbei und frag mich dann dasselbe.
Das hatten einige Läufe um mich rum mitbekommen und ich wurde gefragt, was denn das Fernsehen so an Honorar zahle, sie waren ganz enttäuscht, als ich antwortete: nix, ich schwitze für umsonst. Laughing

So ging es immer weiter, rechts der See, manchmal noch im Schatten der Bäume, viele Zuschauer, die uns anfeuerten, immer in der großen Gruppe um “rob". Auf der Schwank-Brücke über die Bregenzer Ach habe ich mir einen starken Mann gegriffen und wir sind gemeinsam Hand in Hand rübergelaufen bzw. rübergeschwankt. Als dann die Halbmarathonis abbiegen mußten, wurde es leerer auf der Strecke. Irgendwann danach hab ich am Erfrischungspunkt ein Gel genommen, dasselbe wie immer, keine Experimente, “rob” ist weitergelaufen, aber ich hab ihn immer noch gesehen und bin dann auch wieder auf ihn aufgelaufen, mußte aber leider dann nach ein paar Kilometern bemerken, daß es in meinen Innereien anfing zu rumoren. Shocked
Ausgerechnet da hat das Motorrad wieder auf mich gewartet und da war meine Aussage nicht mehr ganz so optimistisch. Rolling Eyes
Ich hab mich dann grade noch über die Rheinbrücke retten können, der erste Feldweg rechts ab wurde im Sturmschritt genommen und das erstbeste Gebüsch angesteuert, nicht links und nicht rechts geguckt und dann konnte ich mich endlich erleichtern. Als ich das erste Mal wieder aufschauen konnte, sah ich kurz vor mir auf dem Feld einen Bauern mit seinem Traktor pflügen und in meine Richtung fahren, ich nur die Hand gehoben und gewinkt: weggucken, ob er es gehört hat weiß ich nicht, auf jeden Fall hat er umgedreht, vielleicht war auch die Ackerfurche zu Ende.

Als ich mich dann wieder aufgerappelt hatte, waren natürlich einige Minuten vergangen und “rob” schon über alle Berge, und jetzt fehlte auch die Energie, wieder so schnell zu laufen, um ihn einzuholen. Mir war irgendwie magenschwach, ich konnte kein Wasser mehr sehen, ich hab dann bei den nächsten Getränkestellen jeweils nur ein paar Schluck Tee getrunken und mir das Wasser über den Kopf gekippt und gekühlt.

Beim nächsten Motoradstopp ging es mir mies, fühlte mich wie “Flasche leer”, traute mich aber nicht, von den unterwegs angebotenen Elektrolytgetränken zu nehmen, weil ich befürchtete, daß die Sache wieder nach hinten losgehen könnte. Ausgerechnet als Marathon-Model mußte mir das passieren, ich wollte doch als strahlende Marathonläuferin Reklame für meinen Sport machen. Und jetzt sowas, einen meiner schlechtesten Marathons würde ich abliefern. Mad
Keine Ahnung, wie ich auf den Aufnahmen aussehen würde, besonders gut sicher nicht mehr. Was war ich auf den nächsten Kilometern froh, die Motorradjungs immer mal wieder zu sehen, gab es mir doch Gelegenheit zu einer kleinen Pause. Sie machten mir Mut und ich konnte sie beruhigen, keine Sorge, ich komme an, die Medaille hole ich mir, aber halt langsamer als geplant. Ich habe bisher noch nie einen Marathon aufgegeben, wenn ich merke, es läuft nicht mehr so gut, schalte ich eben einen Gang zurück und reduziere mein Ziel auf “ankommen”, und zwar “gesund ankommen”.
Ich halte mich da an den Läuferspruch: Laufen, solange es geht, und dann gehen, bis es wieder läuft.
Ich glaube, mein Kamerateam war jedesmal froh, wenn sie mich unterwegs wiedergefunden haben und ich noch zusammenhängende Sätze von mir geben konnte.

In St. Margrethen, wo ein großes Dorffest war und die Cheerleeder und Bands um die Wette die Läufer anfeuerten, ging es mir am schlechtesten, von dort sind meine langsamsten Kilometer. Ab hier sah ich auch andere Läufer immer wieder Gehpausen einlegen. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Zuschauer saßen in Top und kurzen Hosen an der Strecke und ließen sich bräunen. Überhaupt waren viel mehr Zuschauer an der Strecke, als man das bei einem Landschaftsmarathon vermutet, ich habe in Hard auf dem Hin-und Rückweg dieselben Leute gesehen, sie haben also ausgeharrt, bis wir wieder zurückkamen.
Bei diesem Biergartenwetter kamen auch die größten Sportmuffel an die Strecke, ich habe heute gelesen, es wäre Föhn gewesen und das Thermometer hätte mittags 26,5 Grad angezeigt.

So langsam hatte ich das Gefühl, daß sich mein Magen wieder beruhigt und ich habe dann bei den nächsten Getränkestellen angefangen, schluckweise Cola zu nehmen und hatte auch das Gefühl, daß mir das guttut. Den angebotenen Rotwein in Hard mußte ich leider ablehnen, aber es war immer nett, mit den Leuten in den Vorgärten kurz einige Worte zu wechseln. Ab Hard ist mir auch aufgefallen, daß zeitweise fast nur noch die Staffelläufer richtig gelaufen sind, die Marathonis in meinem Zeitbereich waren fix und alle. Wir haben an den Erfrischunggstellen miteinander gesprochen, sind zusammen wieder angelaufen bis dann so nach und nach wieder manche eine kurze Gehpause einlegen mußten, dann gab's beim Vorbeilaufen eine kurze Aufmunterung, bis man selbst wieder an einen Punkt kam, wo der innere Schweinehund übermächtig wurde.
Leider waren auch immer mehr Krankenwagen unterwegs, ich hab auch einige Läufer gesehen, die am Wegrand oder an der Böschung saßen und nicht mehr weiter konnten, und auch viele, die sich mit Krämpfen rumplagen mußten.

Als wir wieder über die Bregenzer Ach liefen, ging es mir im Gegensatz zu vielen meiner Mitläufer eigentlich wieder richtig gut, ich fühlte mich wieder frischer, hatte mir am Verpflegungspunkt bei km 38 wieder Cola geben lassen und habe den Autofahrern im Stau auf der Brücke mit dem Becher in der Hand zugeprostet, es haben alle zurückgewunken, gerufen, mich angefeuert, hat denen wohl auch Spaß gemacht.

Dann kam wieder ein Kurzinterview vor dem Kloster Mehrerau, ich weiß nicht mehr, was der Kameramann gefragt hat, ich weiß nur noch, daß ich geantwortet habe, ich hätte heute mehr himmlischen Beistand gebrauchen können.
Wahrscheinlich hat das ganz oben jemand aufgeweckt, denn ab jetzt lief es richtig gut, ich hatte das Gefühl, ich hätte Flügel. Im Wäldchen vor Bregenz konnte ich einige Läufer überholen, vielen Gehern einen Klaps geben und mitziehen, auf komm, zusammen schaffen wir das noch, einer hat sich auch kurz noch an mich rangehängt, mußte dann aber leider doch abreißen lassen. Kurz vor dem Ziel kam dann die letzte Schikane, ein kleine steile Rampe über einen See, aber wenn dann eine ganze Gruppe Zuschauer danebensteht und man dann auch noch gefilmt wird, beißt man ein letztes Mal auf die Zähne und rennt drüber.

Auf der Straße vor dem Stadion stand dann mein Mann und hat uns fotografiert, eine strahlende Rennschnecke und nebendran das Motorrad, wie sich der Kameramann runterbeugt und meine Waden/Füße aufnimmt.

Und ab dann wurde es richtig geil: die letzte Kurve, dahinter gut aufgelegte Zuschauer, die für jeden um-die-Ecke-bieger ein Gebrüll veranstalteten, der Einlauf durch das Tor ins Stadion immer noch mit dem Motorrad im Schlepptau, die Stadionatmoshäre, die rote Bahn wie ein roter Teppich, "do kriagst a Ganslhaut" wie der Sieger von 2008, Christian Pflügl, sagte, ich hab meine Mütze vom Kopf gerissen und geschwenkt, hab den Stadionsprecher mich ansagen hören und dann war ich auch schon im Ziel. Auf die Uhr hatte ich schon lange nicht mehr geschaut, Zeit war mir jetzt sowieso egal, und die Stopp-Funktion drücken hab ich auch vergessen.
Das war mein schönster Marathon-Einlauf bisher, körperlich ging es mir wieder gut und alle Strapazen unterwegs waren in diesem Moment vergessen.

Ich hab dann auch gleich von einem jungen Mann meine Medaille umgehängt bekommen und kaum hatte ich mich umgedreht, kam das Stadion-Kamerateam und wollte ein Ziel-Interview. Leider hab ich bei der ganzen Geräuschkulisse kaum die Fragen verstanden und ich fand es sehr gewöhnungsbedürftig und etwas unangenehm, die Kamera genau vor dem Gesicht zu haben, da hat man sicher jede Pore in Großaufnahme gesehen. Unterwegs beim Laufen war das Drehen fast nicht zu merken, ging alles ganz unaufdringlich vor sich.

Beim Bummel durch das Verpflegungsdorf war die Kamera auch dabei. Leider hab ich nicht mehr allzviel bekommen, ich hatte auch den Eindruck, manche Stände waren ganz leer und es wurde schon langsam abgebaut. Getränke waren noch genug da, aber ich hätte mir noch was Herzhaftes zu essen gewünscht, erwischt habe ich dann nur noch eine Handvoll Salzstengelchen. Und das war auch die letzte Tüte. Bananen waren noch genug da, aber wahrscheinlich kann kein Läufer nach 42,2 km noch Bananen sehen. Twisted Evil Ich denke immer noch mit Wehmut an Köln zurück, das habe ich seither nie wieder so erlebt, da gab es Brotstücke und Fleischwursträdle, auch kleine Essiggurken, da hätte ich richtig Appetit drauf gehabt nach dem ganzen süßen Tee und Cola unterwegs und was Salziges hätte sicher dem Mineralienhaushalt auch gutgetan nach dem vielen Schwitzen. Ist aber meine persönliche Vorliebe, andere haben einen anderen Geschmack.

Im Verpflegungsbereich habe ich 2 Läufer getroffen, die morgens mit mir in der Gruppe um “rob” gestartet sind, aber auch diese beiden sind weit nach 4 Stunden ins Ziel gekommen.

Geplant war noch, bei der Massage zu filmen, aber da war viel zu viel Andrang, deshalb haben wir uns da nicht mehr angestellt und sind gleich weiter zu den LKW's, um meinen Kleiderbeutel abzuholen.
Und hier schließt sich der Kreis, was morgens um Zehne mit der Kleiderbeutelabgabe begonnen hatte, endete kurz vor Vier an demselben LKW.

Nächste oder übernächste Woche bekomme ich nochmal Besuch vom Bodensee, Nachbetrachtung, mein Resümee des Laufes usw. und ich hoffe, ich bekomme schon eine erste Fassung meiner Aufnahmen zu sehen. Vielleicht kann ich dann noch ein bißchen Einfluß nehmen, wenn ich mich gar zu schlimm als Model finde.

Nach dem Umziehen im Bregenzer Hallenbad haben wir beim Warten auf den Zug nach Lindau auf dem Bahnhof noch die Marathonsieger gesehen. Ich hab die Siegerin, Helen Kimutai, gefragt, ob ich sie fotografieren darf, und jetzt hab ich ein Foto von 2 Siegerinnen, die Gesamtsiegerin (2:43) und die persönliche Schweinehund-Besiegerin (4:25).
Miss Kimutai hat mir erzählt, sie ist 27 Jahre alt und ich bin so alt wie ihre Mutter.
Der Männer-Sieger Evans Kamromboi (2:17) hat mir auch ein Foto gestattet, er saß still auf seiner Wartebank und blickte ganz ernst in den Fotoapparat, erst als ich gesagt habe, hey, you are the winner, konnte er sich ein Lächeln abringen. Dabei war er heute gar nicht Favorit, das war Titus Kosgei, aber der hatte heute genauso Probleme wie ich und mußte bei km 35 gar eine Gehpause einlegen. Sind auch alles nur Menschen und keine Maschinen, gestern sind sicher alle Läufer an ihre körperlichen Grenzen gestoßen.

Das war jetzt meine 3. Teilnahme beim 3-Länder-Marathon und wieder war es ein schöner Lauf (bis auf die Kilometer zwischen 20 und 35 Wink) und das Marathon-Modeln war ein interessantes und abwechslungsreiches Erlebnis. Hinter jeder Kurve hab ich gedacht, wo sind sie? was fragen sie diesmal? kann man mich überhaupt verstehen bei der Schnauferei?
Bis gespannt, wie die DVD wird.

Und hier der Schlußsatz, kurz gereimt von meinem Mann:
Drei Teilnahmen, drei Länder,
und vor den Augen immer der Pfänder

Das Marathon-Model 2010
Rennschnecke


PS: mit meiner Zeit bin ich 9. W50 von 21 W50 geworden, zeigt mir also, daß auch meine Mitläuferinnen an diesem Tag schwer zu kämpfen hatten.
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rob



Anmeldedatum: 01.09.2009
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 07.10.2010, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hi rennschnecke,

Danke fuer den schoenen (zu lesen meine ich...) bericht und die Blumen.

Leider konnte ich nicht allzuviele von den mit uns gestarteten "heim" bringen, dafuer konnte ich ein paar einsammeln und mitziehen.

Hoffe bei Dir klappt es dann im naechsten Anlauf. See you in Oktober 2011 !

liebe Gruesse

Rob
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Rennschnecke



Anmeldedatum: 09.10.2007
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 11.10.2010, 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

rob hat Folgendes geschrieben:

Hoffe bei Dir klappt es dann im naechsten Anlauf. See you in Oktober 2011 !

Das weiß ich noch nicht, da müssen wir erst noch Familienrat halten. Schön ist ja am Bodensee und ich laufe gerne da, aber.........??? keine Ahnung, was im Herbst 2011 los ist.
Am Bodensee sind viele Wiederholungstäter: im Marathonheft bist du mit deinem Flügel abgebildet und rechts von dir ist ein Läufer zu sehen, der dieses Jahr auch wieder mit dabei war, ich hab ihn beim Start gesehen und später im Zug von Bregenz nach Lindau habn wir uns wieder getroffen und uns etwas unterhalten.

Dabei fällt mir ein, bis jetzt waren alle 3 Läufe immer mit irgendeinem Handycap: 2007 war das mit der Flasche und dem Sausack Wink , 2008 war ich vorher krank und bin wegen Husten nicht so recht in die Gänge gekommen und dieses Jahr das Malheur mit den Gedärmen Rolling Eyes irgendwann muß ich doch auch mal ganz "normal" durchlaufen können.
Und "inoffiziell" bin ich ja schon unter 4 Stunden gelaufen, wenn ich die verplemperte Zeit wegen des Sausacks abziehe, bin ich lässig uner 3:59:59, es fehlt mir halt die "nackte" 3 auf der Urkunde Confused

Läßt sich dann halt dann 3 Meter 59 cm 59 mm tief begraben Wink
RS
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Rennschnecke



Anmeldedatum: 09.10.2007
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 23.10.2010, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

Diese Woche hat es geklappt, am Dienstag war das Kamera-Team da und es wurde ein anstrengender Nachmittag für mich, ein paar Stunden Drehen für ein paar Minuten auf der DVD. Die DVD dauert insgesamt nur 15 Minuten, da ist dann ein Großteil für die Veranstalter und die Sponsoren reserviert, wieviel dann für die Läufer und für mich übrigbleibt - keine Ahnung.

Die Außenaufnahmen gingen noch, wir waren auf meiner Laufstrecke durch die Felder, ich nach Anweisung gelaufen, hin und her und auf die Uhr geschaut und die Uhr gedrückt, der Kameramann z.Tl. mit Stativ in einem Feldweg und mich beim Draufzulaufen oder Weglaufen aufgenommen, z.Tl. auch aus dem offenen Kofferraum vom Kombi während des Fahrens gefilmt.
Vor unserem Haus war es da schon aufwendiger, mal hat sich jemand in der Haustür gespiegelt, mal hab ich in die Kamera geschaut, mal sind grade Nachbarn mit dem Auto weggefahren...usw.

Dann kam das Interview: zuerst mußte ich verkabelt werden, dann hat das Mikro nicht gehalten, manchmal waren wir draußen im Garten, da hab ich gefroren bei 7 Grad und stand am Anfang bolzengrade wie beim Militär. Als ich erzählen sollte, ist mir nix eingefallen - und das mir. Rolling Eyes Nach ein paar Stichworten hab ich dann angefangen, mußte aber dann 1000-mal wieder neu beginnen - mal zu langatmig, mal gestottert, mal ganz aufgehört, mal den Faden verloren, mal hat in der Nachbarschaft jemand mit dem Laubsauger losgelegt, mal direkt in die Kamera geschaut, mal blöd gelacht, mal den Kopf zu hoch gehalten - immer wieder war was, und wenn dann alles gestimmt hat, ist mir der vorher formulierte Satz nicht mehr eingefallen. Confused
Wenn mir die Redakteurin nicht die Sätze, die ich schon mal gesagt und als gut befunden hatte, immer wieder souffliert hätte, würden wir wohl jetzt noch dasitzen. Am Schluß war ich richtig matschig im Hirn, ich fand es eine wahnsinnnige Konzentrationsleistung. Gottseidank können sie dann später alles zusammenschneiden und in die richtige Reihenfolge bringen.
Wer Loriot's Sketch kennt “Ich heiße Erwin Lindemann und habe 500 000 DM im Lotto gewonnen” und der dann am Ende zum “Erwin Lottomann” wird, kann sich vorstellen, wie die Dreharbeiten abliefen. Zum Schluß wußte ich am Satzende nicht mehr, wie mein Satzanfang war Rolling Eyes

Ich habe mir das nicht so schwierig für mich vorgestellt, ich habe mir im Vorfeld eingebildet, ich krieg das besser hin Rolling Eyes insgesamt fand ich es sehr anstrengend, ich hatte Kopfschmerzen und war ganz k.o. hinterher.

Am Ende wurde noch unsere Schuhgalerie im Keller und meine Medaillenleiste im Schlafzimmer aufgenommen. Der Kameramann hat mir Leid getan, das Ding wiegt 12 Kilo und er mußte in Keller und Schlafzimmer freihändig drehen.

Da haben sie in Bregenz noch viel Arbeit, bis da was Gscheites rumkommt. Ich hab mir am Abend noch was Hochprozentiges aus dem Kühlschrank geholt, kommt selten vor, hab ich mir aber gegönnt an diesem Tag..
Die DVD soll ungefähr bis Mitte/Ende November erscheinen.

Das Team hat mir dann noch das Versprechen abgenommen, 2011 nochmal beim Sparkassen-Marathon anzutreten, aber ein Jahr ist lang, das muß ich mir doch nochmal überlegen. Vielleicht sollte ich bis dahin mal das Angebot aus der Marathon-Startertüte wahrnehmen und einen persönlichen Trainingsplan bei Thomas Bosnjak, einem österreichischen Erfolgsläufer, erstellen lassen. Aber lohnt sich das noch auf meine alten Tage Question Und auch meinen Magen-Darm-Trakt sollte ich mal auf Marathon programmieren, denn bei einem Stadtmarathon hätte ich nicht so schnell eine Auszeit nehmen können Wink

Mußte sich hinterher erstmal hinlegen, wird in Zukunft nie mehr über Schauspieler ablästern Embarassed und hat viel mehr Verständnis für die Leute auf Gottschalk's Couch.

Wir sehen uns 2011
Rennschnecke
_________________


Zuletzt bearbeitet von Rennschnecke am 09.11.2010, 23:05, insgesamt einmal bearbeitet
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Rennschnecke



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BeitragVerfasst am: 31.10.2010, 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

Jetzt wird's ernst, für Montag, den 15. November, habe ich eine Einladung nach Dornbirn zur offiziellen Vorstellung und Präsentation der DVD.
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Ernst



Anmeldedatum: 10.10.2007
Beiträge: 15

BeitragVerfasst am: 17.11.2010, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

... und, wie wars, sich selbst zu sehen?
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Rennschnecke



Anmeldedatum: 09.10.2007
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 17.11.2010, 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ernst hat Folgendes geschrieben:
... und, wie wars, sich selbst zu sehen?


ganz komisch, mir sind an mir Sachen aufgefallen... Rolling Eyes
Ich hab nicht gewußt bzw. hat mir noch niemand gesagt, daß ich ganz oft blinzele. Mein Mann sagt, das ist ihm bisher auch noch nicht aufgefallen, heute habe ich Kollegen gefragt, eine sagt,"ja", eine sagt, "ganz normal", eine Lauffreundin sagt auch "ja", aber vermutlich kommt das von der trockenen staubigen Bücherluft kombiniert mit dem Neonlicht, in dem ich mich dauernd aufhalte. Hab auch ab und zu Bindehautentzündungen.

http://www.youtube.com/watch?v=ga4rSSWvnCU
Den Trailer habt ihr vermutlich alle schon gesehen, ich bin die mit den braunen Haaren und dem gelben Käppi, die sich grad den Schweiß abwischt.

Bericht folgt, da bin ich noch dran.
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Rennschnecke



Anmeldedatum: 09.10.2007
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 21.11.2010, 17:56    Titel: Antworten mit Zitat

Jetzt ist es endlich wahr geworden, die DVD ist auf dem Markt.
Und vorweg: ich finde sie sehr gut gelungen, ein richtiger “Appetitmacher” auf Marathon.
Schöne Bilder von Bodensee und der Landschaft, vom Start in Lindau und Ziel im Stadion in Bregenz, Verrenkungen beim Aufwärmen, begeisterte und schwitzende Läufer unterwegs, flotte Musik, aber auch von einem bedauernswerten Läufer im gelben Singlet, der von Krämpfen geplagt hölzern über die Ziellinie stakst und einer Rennschnecke, die von ihrem Ausflug in die Büsche berichten muß.
Außerdem ist im Film auch Erich zu sehen, wir sind nicht nur von meinem Mann zusammen fotografiert worden, sondern auch 1 Sekunde gemeinsam im Film zu sehen.
Insgesamt ist der Film jetzt eine halbe Stunde lang, nicht nur eine Viertelstunde, wie ursprünglich geplant. Natürlich kommen auch alle Sponsoren zu Wort, die Marathonmacher, die Bürgermeister der Städte Lindau, Bregenz, St.Margrethen, außerdem auch als Ehrengast der Bürgermeister aus Marathon – passenderweise heißt er auch noch Spiridon mit Vornamen - , der das Marathonfeuer mit nach Lindau gebracht hat. Auch die Helfer wurden nicht vergessen, von unterwegs gabs Interviews mit den Besatzungen verschiedener Getränkestellen und im Zielbereich kam die Massagestation zu Wort.

Ganz gelungen waren auch die Berichte von den verschiedenen Kinderläufen am Samstag, die unter dem Motto “rennen statt pennen” standen. Klasse Slogan, prägt sich gut ein, werde ich das nächste Mal meinem Mann an den Kopf werfen, wenn der Mittagsschlaf am Sonntag gar zu lange ausgedehnt wird. Wink

Aber von Anfang an: Montag nachmittag gemütliche Anreise nach Dornbirn, schon bei der Einfahrt in die Stadt den Veranstaltungsort gesehen und auch das Hotel haben wir auf Anhieb gefunden. Danach war noch genug Zeit für einen Bummel durch die Stadt mit Besuch in einer Konditorei und Stärkung mit Kaffee und Kuchen. Dornbirn hat ca. 43000 Einwohner.
Pünktlich zum Fußmarsch vom Hotel zu Mercedes-Schneider fing es dann an zu regnen, egal, wir sind ja nicht aus Zucker und in der Marathonvorbereitung schon öfter naß geworden.
Gleich beim Eingang wurde ich von einem Herrn begrüßt: ich weiß, wer Sie sind, ich kenn sie, ich hab nämlich den Film schon gesehen. (war einer der Oragnisatoren). Die Halle war schon gut gefüllt mit Kindern, den Staffel-Siegern und den Siegern der Blaulichtwertung, deren Siegerehrung erst an diesem Abend vorgenommen wurde.
Zwischendurch traf dann auch der Organisationschef , Herr Mennel, ein, er kam von seinem ersten Marathon, dem Jubiläumsmarathon aus Griechenland, den er in kurz unter 5 Stunden ins Ziel brachte. Glücklich und zufrieden erzählte er kurz vom Erleben seines ersten Marathons und daß er jetzt auch weiß, was “seine” Marathonis fühlen, anfangs die Euphorie, gegen Ende die Schmerzen und dann die Endorphinaussüttung beim Zieleinlauf. Ganz kurz wurden auch organisatorische Kleinigkeiten erwähnt, nämlich Aufbewahrung und Transport der “Gwandsackerl” - für Nichtösterreicher: Kleiderbeutel. Im Film wird an meinem Beispiel erklärt, wie das bei uns funktioniert: in Lindau stehen numerierte LKW's mit nach Startnummern aufsteigenden Haken, an jeden Haken kommt das entsprechend gekennzeichnete Sackerl, der LKW fährt nach Bregenz und der Kleiderbeutel wartet nach dem Zieleinlauf im selben LKW mit denselben Helfern, denen man seinen Beutel anvertraut hat. In Griechenland lagen wohl alle Beutel auf einem großen Haufen, man mußte seine Startnummer hochhalten und dann hoffen, daß ein Helfer den Beutel bald findet. Ich mit meinen 1,56 hätte da wenig Chancen gehabt, dass man mich bemerkt.
Als die Siegerehrungen vorbei waren, kam die Präsentation der DVD. Lang anhaltender Applaus belohnte die Idee der Marathonmacher und die sehr gut gelungene Arbeit von “Filmquadrat”.
Nachdem das Licht wieder anging, bemerkten meine Nachbarn, wer neben ihnen sitzt und ich bekam gleich Komplimente: daß Sie das geschafft haben, gut haben Sie das gemacht.
Daraufhin wurden Christina als zuständige Redakteurin und ich als “roadmodel” nach vorne gebeten und wir bekamen einen tollen Blumenstrauß von Herrn Mennel überreicht.
Damit war der offizielle Teil erledigt und das Buffet eröffnet.

Beim Smalltak hinterher habe ich die beiden Männer kennengelernt, die mich als Model “gecastet” haben und ich konnte nochmal genauer nachfragen, warum gerade ich augewählt wurde. Zwischendurch habe ich mich in einen 240 000€-Mercedes mit Flügeltüren gesetzt, so ein Auto war beim letzten Formel 1-Rennen in Dubai als safety-car eingesetzt. Wir haben uns auch sehr angeregt mit der Senior-Chefin von Mercedes-Schneider unterhalten, sie hat uns interessante Gemeinsamkeiten von Dornbirn und Reutlingen erzählt, die wir bisher nicht wußten. Dornbirn und Reutlingen waren bedeutende Städte der Textilindustrie in ihrer jeweiligen Region und es wurde auch hin-und her geheiratet. Die damaligen Firmen z.B. Gminder-Linnen und Hämmerle gibt es inzwischen leider nicht mehr und immer mehr bekannte Firmen verschwinden, im Moment grade wird in einem Nachbardorf die Fa. Einhorn (Hemden und Blusen) abgewickelt.
Am Ende landeten wir wieder bei unserem Filmteam von “Filmquadrat” und ich wurde gefragt, wie ich mir denn selbst gefalle. Ich muß sagen, Christina hat einen guten Job gemacht, von meinen Aussetzern und dem Gestottere ist nichts zu merken, hat sie alles wunderbar zusammengeschnitten. Aber ich hatte ihr ja damals auch mit auf den Weg gegeben: ich könnte deine Mutter sein und ich will keine Bilder von mir sehen, die du nicht von deiner Mutter auch veröffentlichen würdest. Von meinem Geblinzele hatte ich ja schon geschrieben und für mindestens 5 kg zuviel bin ich auch selbst verantwortlich Evil or Very Mad , ab sofort werden die Betthupferl gestrichen. Confused
Der Kameramann hat mir erzählt, er hat noch meinen Stoßseufzer “Flasche leer” deutlich im Gedächtnis, wahrscheinlich gesagt in den Kilometern, als es mir am Schlechtesten ging. Leider fehlen dann im Film die Kilometer, als es mir dann wieder besser ging und ich wieder richtig gut laufen konnte und auch meine gehenden Mitmarathonis motivieren und mit einem Klaps auf den Hintern anspornen konnte. Ich hatte auch in einem Dorf kurz vor Bregenz eine nette Unterhaltung, denn in einem Vorgarten saß ein Mann in einem Liegestuhl mit einer Medaille um den Hals, und als ich dann rief, Mensch, du mußt aber schnell sein, wenn du jetzt schon wieder frisch gebadet in deinem Vorgarten sitzt, hat er mich beruhigt: nur HaMa, nur HaMa, und seine Frau hat mir ein Glas Rotwein angeboten.

Das sind dann die Begegnungen, die mir gut gefallen und an die ich mich auch noch lange erinnern werde. Den Lauf am Bodensee als Marathon-Model werde ich im Leben nicht vergessen, dieses Mal war die Zeit im Ziel nebensächlich. 3:59:59 wäre auch schön gewesen, war aber diesmal nicht möglich für mich. Ich war auch schon mal “Besenläuferin” bei einem Marathon und bin zusammen mit noch einem Besenläufer und einer Fahrradbegleitung hinter dem letzten Läufer kurz vor 6 Stunden ins Ziel eingelaufen. Wir 2 Läufer hatten beide einen Rucksack auf dem Rücken, aus dem ein Strohbesen rausgeragt hat, das hat die Zuschauer zu allerhand Kommentaren angeregt und wir hatten einen lustigen und entspannten Lauf, sowas hat man auch nicht oft in seinem Marathonleben.

Meine Kinder haben sich die DVD inzwischen auch angesehen, beide sind der Meinung, beim Laufen bin ich “normal”, bei den Interviews zuhause rede ich gestelzt, aber das wißt ihr ja nicht, weil ihr mich nicht kennt Wink

Gestern hab ich in meinem Samstags-Lauftreff schon kräftig Reklame für den 3-Länder-Marathon gemacht, wenn jetzt 2011 die Anmeldungen aus dem Raum Reutlingen-Tübingen signifikant ansteigen, werde ich euch mal meine Kontonummer für die Provisionsüberweisung mitteilen. Wink
Zu 99% werde ich 2011 am Bodensee aussetzen, denn meine Marathongruppe hat sich für nächstes Jahr den Südtirol-Marathon von Meran nach Bozen ausgesucht. Da gibt es 52 Wochenenden im Jahr und sie haben mit sicherem Griff das erste Wochenende im Oktober gewählt Sad

Hiermit endet also meine Model-Karriere, außer vielleicht, daß Wolfgang Joop mal eine Kollektion für “Radiergummis” entwirft, für “Bleistifte” gibt es ja genug Designer. Von Joop gibt es ja schon Kompressionsstrümpfe, da wäre es nicht mehr weit zu einer Kollektion für Laufbekleidung.

Mit “Flasche leer” hab ich ja schon mal den Fußball und Trappatoni strapaziert, und hiermit endet auch mein Bericht:

Ich habe fertig Exclamation

RS
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Rennschnecke



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BeitragVerfasst am: 06.03.2011, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Rennschnecke hat Folgendes geschrieben:

...... denn meine Marathongruppe hat sich für nächstes Jahr den Südtirol-Marathon von Meran nach Bozen ausgesucht.


kurzes Update 2011: wir kommen doch.
Der Südtirol-Marathon 2011 wurde abgesagt, eine Firmen-Laufgruppe und der Marathonstammtisch haben sich für den 3-Länder-Marathon entschieden.

Wir reisen seit Jahren zusammen mit einem Reisebus an und vom Kinderlauf über Walking und 10-km bis zum Marathon war bisher in jedem Lauf jemand vertreten, sogar AK-Sieger hatten wir schon in unseren Reihen.
2008 an der Elbe waren wir 30 Läufer, 2009 in Regensburg starteten 32 Teilnehmer und 2010 beim Swiss-Alpine in Davos wagten sich sogar einige auf die Ultra-Strecke.
Dieses Jahr haben wir nach dem Lauf sogar noch Gelegenheit zum ausgiebigen Feiern, denn der Montag ist ja Feiertag.

Ist dieses Jahr inkognito unterwegs und freut sich schon
RS
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admin
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BeitragVerfasst am: 08.03.2011, 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

So sehr uns die Absage des Südtirol-Marathons leid tut, so sehr freuen wir uns, dass Ihr uns als "Ersatz" ausgewählt habt ...
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Rennschnecke



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BeitragVerfasst am: 15.03.2011, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

admin hat Folgendes geschrieben:
...... so sehr freuen wir uns, dass Ihr uns als "Ersatz" ausgewählt habt ...

Und als Einstimmung für die ganze Gruppe werde ich im Mai beim Stammtisch die DVD präsentieren und von meinen bisherigen Teilnahmen berichten, Fragen beantworten usw.....
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rob



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BeitragVerfasst am: 04.08.2011, 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hi rennschnecke,

schön wieder von Dir zu lesen ! Ich habe mich inzwischen auch schon wieder bei der Rennleitung als 4-Stunden-Pacemaker beworben (wäre jetzt ja schon mein 4. Einsatz dort...), habe bislang noch keine Rückmeldung. Aber wenn ich genommen werde, bin ich auch wieder am Start Very Happy

Grüsse

Rob
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Rennschnecke



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BeitragVerfasst am: 08.08.2011, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ja hallo rob,
das ist ja schön, daß du auch wieder dabei bist.

Ich hab inzwischen noch ein blaues Gwandsackerl von einem Marathon, der von der Erste Bank Spapkasse Wink gesponsert wurde, in meiner Marathonkiste. Im Juli war ich in Imst beim Gletschermarathon und hab da die 4-Stunden-Marke geknackt, 3:58,03 ist nun meine neue Bestzeit. War ein grandioser Lauf mit einem grandiosen Muskelkater hinterher, gibt auch wieder einen ellenlangen Bericht dazu, gehört aber ja nicht hierher, ist das falsche Forum.
Ist schon witzig, jetzt hab ich 20 Marathonläufe auf dem Buckel und meine beiden schnellsten Zeiten bin ich in Österreich gelaufen. (und bei beiden war was mit der Medaille, am Bodensee den Druckfehler bei Spapkasse und in Imst gab's für uns alle nur Schüler-und Jugendlauf-Medaillen)

Drück mir die Daumen, daß beim 4. Start mal alles "ganz normal" wird und ich freu mich, wenn ich wieder hinter dir herlaufen kann
Gruß an den Bodensee
RS
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Phönix



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BeitragVerfasst am: 11.08.2011, 16:06    Titel: Ich glaub mich trifft der Schlag: WUMMS! Antworten mit Zitat

Shocked Keine zwei Cent hätte ich auf das Eintreffen des Jahrhundertereignisses "Rennschnecke durchbricht 4-Stunden-Schallmauer!" noch gewettet, aber ab sofort glaube ich auch an Wunder. Very Happy Mit sportlichen Grüßen aus dem Hamsterrad!
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Rennschnecke



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Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15.08.2011, 19:04    Titel: Antworten mit Zitat

Aber hallo,
ein lange Verschollener meldet sich zu Ehren der 3:58 zurück Shocked , welch eine Überraschung, da freu ich mich mordsmäßig.
Danke für die Glückwünsche, Herbert, nehme ich gerne an (auch wenn Roland sagt, die Zeit gilt nicht, weil mehr bergab als bergauf).
Jetzt kann ich mich zur Ruhe setzen: Haus gebaut, Baum gepflanzt, Kinder bekommen - und einen Marathon unter 4 Stunden Laughing
Wie geht es dir, hab dich vermißt vom 1.-24.12.2010 Wink

@rob,
ich hab gelesen, daß 2011 die Strecke geändert wird. Weißt du, wo?, du kennst dich ja besser aus als ich.
Ich muß doch wissen, ob ich nach der 2. Brücke gucken kann, ob mein kräftiges Düngen letztes Jahr dem Gebüsch zu einem Wachstumsschub verholfen hat Rolling Eyes

Gruß in den Süden
RS
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