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Forum sparkasse-marathon.at Wie hat es Ihnen gefallen? Was könnten wir besser machen? Lob, Kritik ...
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Harald-SZ-Team
Anmeldedatum: 18.10.2007 Beiträge: 2 Wohnort: Lindau
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Verfasst am: 25.10.2007, 22:22 Titel: Auf 42km kann viel passieren!!! |
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Erstmal ein Hallo an alle Forenbesucher,
gut 2 Wochen ist es nun her, dass ich mich an meinen ersten Marathon gewagt habe. Grund genug ein Resümee zu ziehen, nicht nur über den Lauf, sondern auch über die sehr gute Vorbereitung die mir als Mitglied der Schwäbischen/Lindauer Zeitung Laufgruppe zu gute kam.
Alles begann Mitte Mai mit einem Marathon Symposium im Sparkassensaal Lindau. Am Ende aller Vorträge wurden die Mitglieder der SZ-Laufgruppe bekannt gegeben. Natürlich war ich erst einmal glücklich darüber, dass ich gewählt wurde, dann realisierte ich, dass es doch ein sehr anstrengender Sommer werden wird, denn ich hatte mir als Ziel gesetzt 3Std.20Min zu laufen und das bei meiner doch recht jungen Lauf Kariere von rund 2 ½ Jahren.
Los ging es dann erst mal mit einer Leistungsanalyse im Diagnostikzentrum in Scheidegg bei Markus Weber (Leiter des Zentrums in Scheidegg). Dabei stellte sich heraus, dass ich zwar für 2 1/2 Jahre Laufen recht beachtliche Werte habe, jedoch noch stark an meinen Ausdauerwerten arbeiten muss, um in dem angestrebten Tempo 42km durchhalten zu können. Was bedeutet: Viele lange langsame Läufe im niederen Pulsbereich. Nicht unbedingt sehr spannend aber wenn es sein muss... Im weiteren Verlauf nahmen wir mit der Gruppe an regelmäßigen gemeinsamen Trainingsläufen und 2 Wettkämpfen teil. Bei der zweiten Leistungsanalyse nach knapp 2 Monaten entschied unser Coach und ich mich auf eine Zielzeit von 3:30 einzustellen, damit hatte ich auch kein Problem, denn es sollte ja auch nicht mein letzter Marathon sein. Jeden Monat bekamen wir einen perfekt auf unsere Bedürfnisse angepassten Trainingsplan und fanden bei diversen Zipperleinchen immer kompetente Auskunft. Für all diejenigen, welche sich überlegen im nächsten Jahr in die Gruppe der SZ einzusteigen kann ich dies nur empfehlen. Bis auf das Sportgeschäft (Trends & Co), von dem uns zu Beginn zumindest ein paar Laufschuhe versprochen wurde, (Bis jetzt haben wir immer noch keine bekommen) hat alles problemlos und sehr reibungslos geklappt. Vielen Dank an all diejenigen, welche an unserer Vorbereitung beteiligt waren.
Zur Info, mein Trainingsumfang in den 20 Wochen:1022 km, 102Stunden und durchschnittlich 4 Einheiten pro Woche.
Nun zum Marathon:
Am Vortag stand noch ein lockeres Programm an. Auto nach Bregenz bringen, mit dem Schiff nach Lindau fahren, Startunterlagen abholen und kurz über die doch recht dünn ausgefallene Marathonmesse schlendern. Danach noch kurz im Rathaus vorbei schauen und 2 Vorträge von kompetenten Rednern anhören, welche äußerst informativ waren (großes Lob). Weil es dann noch mal eine Stunde bis zu Pastaparty war, entschieden wir uns doch gleich nach Hause zu gehen und unsere eigene Pastaparty zu veranstalten. Dann hieß es nur noch schlafen (was gar nicht so einfach ist, die Aufregung stieg). Die Anfahrt auf die Insel lösten meiner Freundin (Teilnehmerin am HM) und ich mit dem Lindauer Stadtbus, was absolut problemlos war. Nach einem Gruppenbild mit dem SZ-Laufteams vor dem Lindauer Bahnhof und der anschließenden Abgabe des Kleidungsbeutels hinter dem Rathaus, sowie lockerem Eintraben, fiel pünktlich um 11:11 der Startschuss.
Jetzt ging es erst mal locker flockig los . Irgendwie tragen mich die anderen und man hat eigentlich überhaupt kein Gefühl, wie schnell man wirklich unterwegs ist. Bei km1 folgte dann natürlich erstmal die Zeitkontrolle. 4Min39Sekunden, für den ersten km waren erstmal in Ordnung, jedoch wusste ich natürlich, dass ich es am Anfang ja nicht übertreiben sollte. Aber ich hatte ein gutes Gefühl, dass heute noch was gehen kann. Und so entschloss ich mich, das Tempo zu halten. In der Ladestraße bei km3 sah ich dann meinen Vater am Straßenrand mit dem ich an anderen Stellen noch weitere Treffpunkte ausgemacht hatte. Und langsam ging es auf die erste Verpflegungsstation zu. Schnell 2 Becher gefasst und dann ging es auch schon wieder im Sauseschritt weiter.
Bei km6 hatte ich dann auf einmal den Coach unserer Laufgruppe vor mir. Er wollte eigentlich auch so um die 3Std.30Min laufen. Da mein Schnitt auf den km immer noch unter 4:40 betrug, lief ich auf ihn auf und sagte „So, so Herr Weber, sind wir wohl etwas flott losgelaufen!!!“ daraufhin erwiderte er „So, so Herr Baumgärtner da will sich wohl jemand ein Polster herauslaufen“. Wir unterhielten uns noch kurz, da ich aber immer noch einen Tick schneller unterwegs war als er trennten wir uns gleich darauf hin. Aber es sollte nicht die letzte Begegnung sein während diesem Laufe.
Die Strecke bis nach Bregenz kannte ich ja schon von unzähligen Trainingsläufen. Das einzig störende an diesem Streckenabschnitt war wohl der Hubschrauber, welcher nicht nur Wasser aus dem Bodensee aufwirbelte, sondern auch jede Menge Dreck und Staub . Da ich selbst mit Kontaktlinsen laufe war das schon eine sehr nervige Angelegenheit und ich war froh als ich aus dem Windwirbeln heraus lief. Mein Schnitt pro km lag immer noch zwischen 4:35 und 4:45 und ich fühlte mich immer noch voller Energie.
Dann ging es an der 10km Marke vorbei, direkt durch die Zuschauerreihen der Freilichtbühne mit der Toska-Beschallung. Leider hab ich nicht besonders viel davon in Erinnerung behalten. Vielleicht war grad Pause???
Km14, mein Vater ist am Straßenrand und fragt mich ob ich was zu Trinken brauche, ich lehne ab und er gibt mir Bescheid, dass wir uns bei km19 vor der Brücke über den Rheinkanal wieder sehen werden. Bei der 14km Marke passiert etwas komisches, ich drücke auf den Rundenzähler meiner Uhr und es erscheint dort 4:29 erst mal etwas verdutzt ignoriere ich die Zeit, weil ich mir sicher bin immer noch konstant mein Tempo zu laufen. Die Auflösung kommt dann bei km15 als dort plötzlich 5:00 auf meiner Uhr erscheint. Resümee da hat wohl einer an der 14km Markierung geschoben. An der Achbrücke treffe ich dann als Zuschauer meinen Frisör, welcher mich anfeuert als ob ich nur noch 100 Meter bis ins Ziel hätte. Dabei ging mir durch den Kopf, dass er eigentlich auch mitlaufen wollte.
Dann kommt was kommen musste, die Halb-Marathonis trennen sich von uns und es wird still um mich herum. Ein Läufer 50 Meter vom mir und einer 50 Meter hinter mir. Die Zuschauer werden immer weniger doch direkt am Hafen von Hard ist wieder ein wenig mehr Betrieb.
Weiter geht’s, ich fühl mich noch immer gut und ich hab das nächste Ziel vor meinen Augen. Meinen Vater, der hat sich auf seinen Roller geschwungen und ist wieder rechtzeitig bei km19 am Straßenrand und reicht mir wie verabredet 2 kleine Fläschchen meiner Eigenversorgung, welche ich in meinen Trickgurt schiebe und gib ihm noch schnell Bescheid, dass es mir immer noch sehr gut geht.
Nächstes Ziel ist die Halb-Marathon Distanz in Fußach. Ich schau auf die Uhr und dort steht 1:39:22. Na das sieht doch ganz gut aus, aber der wirklich anstrengende Teil liegt ja noch vor mir. Da mach ich mir nichts vor.
Der folgende Streckenabschnitt bis St. Magrethen ist dann meiner Meinung etwas traurig. Gar keine bis nur wenige Zuschauer, aber das habe ich im Vorfeld von vielen Läufern schon gehört. Wahrscheinlich kann man daran auch nichts verbessern es sind einfach nur Wohnsiedlungen und ein paar Felder. Trotzdem spornt es an, wenn mal wieder eine Familie auf ihren Campingstühlen vor dem Haus sitzt und mich mit hop-hop-hop anzutreiben versucht. Nachdem es fast schon gespenstisch ruhig wurde, speziell nach dem Grenzübertritt, fliegt auf geballten 200 Metern ein Zuschauerpulk an mir vorbei. Das Straßenfest in St. Magrethen! Danach wird es wieder ruhig. Langsam, langsam spüre ich die Anstrengung, welche bei Kilometer 28 ansteigt und mein aktueller Kilometer-Schnitt macht das ebenfalls (4:50..5:00). Ich versuche nicht mit aller Anstrengung dagegen anzukämpfen, dazu ist es wohl noch etwas zu früh und ich merke auch dass es doch mittlerweile recht warm ist. Bei einer Schleife, beim Einkaufszentrum Rheinpark, sehe ich zum zweiten mal meinen Coach Markus Weber etwa 200 Meter hinter mir. Wie sich im Nachhinein herausstellte war er die meiste Zeit immer 200 bis 300meter hinter mir. Kurz darauf die Verpflegungsstation, vor der gefürchteten langen Geraden am Rheinkanal. Hier passierte mir ein keiner Fehler: Ich griff nach dem ersten Becher, der dem Jungen wohl kurz zuvor aus der Hand geglitten war, in dem gerade mal ein kleiner Schluck Wasser war. „Macht nix, dann schnappe mir eben den nächsten Becher“. Als ich ansetzte realisierte ich, dass ich Cola erwischt hatte. Ich warf den Becher weg, weil ich kein Experiment starten wollte. Meine beiden kleinen Flaschen, die ich mit etwas Iso und Gel gefüllt hatte waren leider auch schon fast aufgebraucht. Und so ging es dann am Rheindamm entlang und erwähnte ich es schon? Die Anstrengung stieg!!! Als dann die Rheinkanalbrücke vor mir auftauchte, war ich schon ein wenig angeschlagen aber immerhin hatte ich bereits 33km in den Beinen und kurz vor km34 stand dann auch wieder mein Vater und reichte mir mein Getränk und als Reserve noch eine Gel-Tube.
Bei km34 kurz vor dem Hard’er Hafen hatte ich meinen Tiefpunkt. Ich hatte wohl immer noch vom Hubschrauber Dreck in den Augen und die rechte Kontaktlinse machte Probleme. Kurzerhand zupfte ich an meinem Augenlid und warf die Linse weg. Das hatte erstmal zur Folge, dass ich Probleme hatte gerade aus zu laufen. Nach kurzer Zeit verschwand dieser Zustand und es ging mir wieder besser.
Aber jetzt war erst mal der Dampf raus, die Beine wurden schwer und mir kamen Gedanken, ob ich die letzten Kilometer irgendetwas falsch gemacht hatte.
Sch… währ ich doch nicht so schnell angegangen oder hab ich zu wenig getrunken oder was mach ich hier eigentlich???
Nur drei von vielen Fragen, welche einem während des Laufes so durch den Kopf gehen. Na ja, nach 3 bis 4 etwas langsameren Kilometern tauchte dann bei km38 mein Coach neben mir auf. Und das mit den Worten „Jetzt pack mer den Rest noch gemeinsam“. Zuerst dachte ich mir „komm lauf zu bei mir läuft’s gerade nicht wirklich toll“, jedoch ging es mir wie gesagt wieder etwas besser und ich versuchte mich seinem Tempo anzupassen (Wohl eher hat Markus sich meinem Tempo angepasst).
Aber mein Motor kommt wirklich wieder besser ins Laufen und ich begann wieder einmal zu rechnen, was es wohl noch für eine Zeit werden würde.
Aber mal ehrlich gesagt, nach 39km ist das Rechenzentrum schon längst auf Notbetrieb heruntergefahren und so hieß es dann einfach nur noch Laufen solange die Beine mich tragen.
Die Kommunikation zwischen Markus und mir war recht spärlich. Jeder kämpfte wohl nur noch gegen seinen eigenen Schweinehund an. Zwei km vor dem Ziel zog mir dann etwas in meinen rechten hinteren Oberschenkel und ich dachte mir, nur jetzt keine Krämpfe bekommen. Ich hielt trotzdem das Tempo und versuchte möglichst flach und mehr auf dem Vorderfuß zu laufen und siehe da: Das Ziehen verschwand!!!
Plötzlich hörten wir den Sprecher vom Casino-Stadion und mit jedem Schritt kam das Ziel ein Stückchen näher.
Beißen, beißen, beißen und schon geht’s ins Stadion hinein. Hoppla, was macht denn eine Zeitmessmatte am Eingang zur Laufbahn, egal jetzt heißt es nur noch genießen. Wenige Meter vor dem Ziel reißen wir (Markus und ich) die Hände in die Höhe bevor uns das Pfeifen den Zeitmessmatten von unserem Rhythmus, den wir die letzten knapp 3 ½ Stunden hielten, befreit.
Ich lief mit 3:27:47 ins Ziel und bin mit Leistung mehr als zufrieden (auch wenn ich auf dem zweiten Streckenabschnitt gut 8 Minuten verloren habe)
Die Verpflegung im Ziel und auf der Strecke war meiner Meinung nach sehr gut und noch viel besser war die Massage im Zielbereich (bitte beibehalten).
Ich hoffe meine (Leidens-)Geschichte hat euch etwas gefallen. Zum Schluss will ich noch zusammenfassen was mir besonders positiv auffiel und was man noch verbessern könnte.
Positiv:
• Info im Vorfeld.
• Vorträge im Rathaus.
• Verpflegung an der Strecke und im Station.
• Tolle Atmosphäre im Ziel.
• Massagen.
• Unterstützung der SZ-Laufgruppe vom Diagnostikzentrums (Scheidegg, Markus Weber)
Negativ:
• Marathonmesse.
• Hubschrauber (nächstes mal nicht so knapp über unsere Köpfe kreisen)
• Preis für HM und Marathon (auch wenn ich persönlich von der Zeitung gesponsert wurde)
Auf ein Neues im nächsten Jahr. ---Ich bin auf alle Fälle wieder dabei--- _________________ Gruß Harald
Keep on running!!! |
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Rennschnecke
Anmeldedatum: 09.10.2007 Beiträge: 31
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Verfasst am: 26.10.2007, 18:23 Titel: |
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Noch ein interessanter Bericht, vielen Dank! |
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Sissi
Anmeldedatum: 29.10.2007 Beiträge: 1 Wohnort: Bayern
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Verfasst am: 29.10.2007, 10:18 Titel: |
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Hallo Harald vom SZ-Team!
Dein Bericht ist wirklich sehr interessant.
Man bekommt beim lesen Lust, sich auch auf einen Marathon einzulassen.
Besonders gut gefallan an deinem Bericht hat mir:
- Die Aufzählung Deines Trainingsumfanges
- Die Ehrlichkeit, dass es dir auch zwischenzeitlich nicht gut ging
- Dass Du Deinen Friseur erwähnst
Wünsche Dir noch viel Spass und Erfolg bei Deinen noch folgenden
Wettkämpfen
Liebe Grüße
Sissi |
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marathonin4fun
Anmeldedatum: 14.10.2007 Beiträge: 16 Wohnort: Memmingen
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Verfasst am: 29.10.2007, 19:27 Titel: |
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Hallo Harald,
hast echt super berichtet. Da bekommt man gleich wieder Lust auf diesen Lauf. Freut mich vor allem auch, dass nicht nur ich diesen Einbruch bekam, sondern dass es auch anderen wie Dir so erging Ich habe während des Laufs auch nichts von der Freilichtbühne mitbekommen. Wahrscheinlich waren wir die Show und die auf der Bühne hatten eben Pause.
Gratuliere zu Deiner super guten Zeit.
Gruß Veronika |
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